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Wicked Women Wednesday - Mutter von Bluetooth Hedy Lamarr

 

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All das kommt in Kürze und mit Würze, deshalb haltet euch bereit! Aber bis dahin laden wir euch herzlich ein, in unserem Shop vorbeizuschauen und euch von unseren Produkten überzeugen zu lassen.

 

 

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Heute ist wieder Wicked Women Wednesday! Nach Frida Kahlo stellen wir euch heute ebenfalls eine Künstlerin vor. Diese Frau ist ein vergessenes Juwel.

 

 

Ekstase

Als Hedwig Eva Maria Kiesler wurde sie 1914 in Wien geboren, als Hedy Lamarr eroberte sie die Welt im Sturm. Die Tochter eines jüdischen Bankdirektors und einer Konzertpianistin verschaffte sich schon früh Zutritt zur Schauspielwelt, wo sie neben namhaften Kollegen wie Heinz Rühmann oder Hans Moser vor der Kamera stand. Bereits in ihrem vierten Engagement erhielt sie die Hauptrolle. Doch in die Spitzen der Schlagzeilen katapultierte sie sich durch einen, damals, handfesten Skandal. In dem tschechischen Film „Ekstase“ entstand 1933 die erste Nacktszene der Filmgeschichte. Lamarr schwamm zuerst in einem Teich, dann lief sie nackt durch den Wald. Doch damit nicht genug. Der ausschlaggebende Grund für das Ausstrahlungsverbot und spätere drastische Kürzungen durch die Nationalsozialisten war die Liebesszene, in welcher nur ihr Gesicht zu sehen war, doch offenbar sexuell erregt. Dieser gespielte Orgasmus war ein Startschuss für die Filmgeschichte und auch für sie. Doch in den folgenden Jahren blieben ihr weitere Filmrollen verwehrt, da ihr Mann, Fritz Mandl, es verbot.

 

Flucht nach Hollywood

Die Eifersucht und Unterdrückung ihres ersten Mannes, welcher versuchte, jeder einzelnen Aufzeichnung von „Ekstase“ habhaft zu werden, sowie die zugespitzte Lage in Europa vertrieb Lamarr 1937 schließlich nach Paris, dann nach London und sie konnte die letzte Anweisung ihres Vaters, auf ihre Mutter aufzupassen, nicht erfüllen. Da sie einer jüdischen Familie entstammte und ihr Mann, welcher ironischerweise ebenfalls Halbjude war, Hitler mit Waffen versorgte, waren sowohl sie als auch ihre Mutter in großer Gefahr.

In London traf sie Louis B. Mayer, einen in Russland geborenen und dann in Amerika ansässigen Filmproduzenten von MGM, jenem Unternehmen, welches seit 1929 die Oscars verleiht.

Mayer war in London, um alle Schauspielerinnen und Schauspieler, besonders jüdische, noch schnell in Sicherheit nach Amerika zu bringen. So arrangierte die damals 22-Jährige ein Treffen mit dem Filmmogul, welcher sie aus ihrer Rolle in „Ekstase“ kannte, um sich ihm als die nächste Marlene Dietrich zu präsentieren. Sein erstes niedriges Angebot schlug sie jedoch aus, erst auf der Überfahrt von London in die USA einigten sie sich auf einen Vertrag, der Lamarr 600 $ (heute ca. 3000 $/2770 €) pro Woche einbrachte.

Louis B. Mayer war auch derjenige, der aus Hedwig Eva Maria Kiesler Hedy Lamarr machte. Ihr Nachname war dabei direkt von der Stummfilmdiva Barbara La Marr übernommen und sollte wohl absichtlich dieselben Assoziationen hervorrufen.

So eroberte Hedy Lamarr, die von Mayer als „schönste Frau der Welt“ vermarktete Schauspielerin Hollywood.

 

 

Schönheit der Gedanken

Doch selbst in dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten war Hedy nicht frei. Bevor Mayer sie als den nächsten großen Star der Öffentlichkeit präsentierte, wurde ihr eine neue Biografie gegeben, in welcher sie nicht mehr jüdisch, sondern katholisch geboren war. Doch ihre österreichische Herkunft und ihre erste Ehe mit einem Nazi führten dazu, dass sie nicht nur als Spionin und Feindin angesehen wurde, sondern auch, dass sie bis zum Rest ihres Lebens unter der Beobachtung des FBI stand. Das einzige Argument, das sie davon hätte befreien können war, dass sie Jüdin war. Da sie aber durch einen Vertrag an Mayer gebunden war, musste sie darüber Stillschweigen bewahren und ihre neue Biografie annehmen. Wahrscheinlich wurde sie als katholisch ausgegeben, um noch größeres Misstrauen zu vermeiden. Es war weniger schlimm, als eine katholische Frau in die Staaten zu flüchten, als eine Jüdin, die mit einem Nationalsozialisten verheiratet gewesen war, welcher in direktem Kontakt zu Hitler stand.

 

Mayer konnte sie aus zwei Gründen nicht verlassen. Erstens wäre ihr jede Lebensgrundlage schlagartig entzogen worden, und zweitens war Mayer der einzige Mann, der ihre Mutter ebenfalls in die Sicherheit der Vereinigten Staaten bringen konnte. Doch Mayer hielt Lamarr immer weiter hin. Ihren vielen Bitten, ihre nach London geflüchtete Mutter endlich nachzuholen, begegnete er gleichgültig. Die Übersetzung über den Atlantik war gefährlich, da die Deutschen immer wieder Flüchtlingsschiffe und U-Boote der Alliierten mit Torpedos (Unterwasserraketen) abschossen und versenkten.

Zu dieser Zeit traf sie den amerikanischen Erfinder Howard Hughes, welcher zu dieser Zeit versuchte, das schnellste Flugzeug der Welt zu bauen. Er erkannte ihren brillanten Geist, denn anders als viele Menschen sah er nicht nur ihr schönes Gesicht, sondern ihre Intelligenz dahinter. Erfinden war ihr Hobby, sie hatte in ihrem Wohnwagen am Set immer einen eigenen Werkraum mit Werkzeugen und einem Werktisch, wo sie die Pausen zwischen Takes verbrachte.

„Erfinden war immer einfach für mich“, erzählte Lamarr 1990 in einem Telefoninterview mit Flemming Meeks, welcher damals für Forbes Magazine arbeitete. 

Ihre größte Stärke war wohl ihr geradliniges Denken. Sie nahm weder Umwege noch Abkürzungen, sondern dachte logisch. Um Howard Hughes‘ Problem mit dem Flugzeug zu lösen kam ihr der Gedanke, dass die Tragflächen die falsche Form haben könnten, denn zu dieser Zeit waren sie noch gerade und rechteckig. So kaufte sie ein Buch über Vögel und ein Buch über Fische, und entwarf aus einer Kombination des schnellsten Vogels und des schnellsten Fisches geschwungene und nach hinten gebogenen Tragflächen für Hughes‘ Flugzeug. In dieser Form werden sie bis heute gebaut.

 

 

Mutter von Bluetooth

Doch ihre wichtigste Erfindung war ein Funksystem, welches von feindlichen Heeren nicht gestört werden konnte. Denn das größte Problem der Alliierten waren noch immer die Deutschen Torpedos und U-Boote, welche den amerikanischen nicht nur um Welten voraus waren, sondern das Funksignal zwischen den U-Booten und dem Torpedo immer wieder störten, sodass die Raketen der Amerikaner nutzlos im Wasser explodierten. Es bestand ein Funksignal zwischen dem U-Boot und der Torpedo-Rakete, welches aber nur über eine einzige Frequenz verlief, sodass es leicht unterbrochen oder gestört werden konnte. Hedy entwarf eine Signalspur, welche auf viele verschiedene Frequenzen aufgeteilt wurde, sodass das Signal immer nur für einen Augenblick unterbrochen werden konnte, bevor es auf eine andere Frequenz sprang.

Es war eine geniale Erfindung, welche sie patentieren ließ und der US Navy vorlegte. Und diese lehnte ihre Erfindung ab, weil sie sie nicht verstand. Stattdessen wies sie Lamarr an, mithilfe ihre Popularität und ihre Schönheit für Kriegsanleihen zu werben. Ihre Schönheit stand im Weg und als diese mit dem Alter ebenfalls zu schwinden begann, wurde ihr Vertrag bei MGM gekündigt und sie verlor ihr Glamourimage und ihre Bekanntheit. Auch ihre Filme gerieten in Vergessenheit, keine ihrer Produktionen hatte einen Langzeiteinfluss oder war nach ihrer Spielzeit noch beliebt. 

 

 

Eine späte Ehre

Ihre Erfindung wurde, so wie sie selbst, vergessen, und erst viel später wieder ausgegraben und weiterentwickelt, nachdem ihr Patent darauf ausgelaufen war. Sie verdiente keinen einzigen Cent an einer Erfindung, die nach heutigen Schätzungen rund 30 Milliarden Dollar wert ist. Das von ihr erfundene Frequenzsprungverfahren steckt in allen unseren technischen Geräten, insbesondere in der Technik von Wifi und Bluetooth

Sie wurde erst 1997 mit dem Electronic Frontier Foundation Pioneer Award ausgezeichnet und 2014 posthum, 14 Jahre nach ihrem Tod, in die National Inventors Hall of Fame aufgenommen.

 

Diese Frau, die bedeutende Hauptrollen für Filme wie „Casablanca“ ablehnte und als Vorbild für Disneys „Schneewittchen“ und „Catwoman“ diente, der es gelang, die ganze Welt im Sturm zu erobern und doch alles verlor, die mit ihrem brillanten und verkannten Geist bis heute in jeder technischen Erfindung weiter lebt, wurde vergessen und war lange Zeit nur noch am Rande einigen alten Kultfilmliebhabern bekannt.

Ihrem Sohn hinterließ sie kurz vor ihrem Tod eine Nachricht auf seinem Anrufbeantworter, in welcher klar wird, dass sie am Ende ihres Lebens nicht mehr an all den Enttäuschungen und Fehlern festhielt, sondern dass sie den Wert ihrer Selbst kannte und annahm.

„Gib der Welt das Beste, das Du hast, und sie wird dir die Zähne ausschlagen. Gib der Welt trotzdem das Beste, das Du hast.“1

 

 

 

 

Sabina Annette Khan dankt herzlich für diesen Blogeintrag.

 

Der Artikel wurde geschrieben von Julia Köttritsch, einer Kostümdesign Studentin der HAW Hamburg. Sie ist für den Blog von khamodesign zuständig und bringt euch sowohl in regelmäßigen Abständen starke Frauen im Wicked Women Wednesday und Men of today näher, als dass sie auch über die Neuigkeiten von khamodesign berichtet. 

 

 

Quellen:

 

Deutsches Patent- und Markenamt; 105. Geburtstag von Hedy Lamarr / Tag des Erfinders; Autor unbekannt; 11.11.2019

https://www.dpma.de/dpma/veroeffentlichungen/aktuelles/patentefrauen/patentefrauen/hedylamarr/index.html

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dw; Hedy Lamarr – Leinwandgöttin und Erfinderin; Alexandra Mölleken; 16.08.2018

https://www.dw.com/de/hedy-lamarr-leinwandg%C3%B6ttin-und-erfinderin/a-45079135

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Hedy Lamarr; The official website of Hedy Lamarr; Autor unbekannt, Datum unbekannt

https://www.hedylamarr.com

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Biography; Hedy Lamarr; Autor unbekannt; 02.03.2020

https://www.biography.com/actor/hedy-lamarr

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Spiegel; Verführerin mit Erfindergeist; Angela Gruber; 30.12.2016

https://www.spiegel.de/netzwelt/web/hedy-lamarr-die-schoene-erfinderin-und-ihr-patent-a-1127892.html

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Wikipedia; Hedy Lamarr; Autor unbekannt, Datum unbekannt

https://de.wikipedia.org/wiki/Hedy_Lamarr

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welt; Hedy Lamarr - Glanz, Amphetamin, Nymphomanie; Jochen Förster; 18.10.2012

https://www.welt.de/vermischtes/article110322397/Hedy-Lamarr-Glanz-Amphetamin-Nymphomanie.html

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physicsworld; A tale of two lives; Tushna Commissariat; 01.08.2018

https://physicsworld.com/a/a-tale-of-two-lives/

zuletzt aufgerufen am 25.03.2020

 

 

Youtube:

 

Beauty and Brains; CBS; 04.03.2012

https://www.youtube.com/watch?v=35-KOR-x94g

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Susan Sarandon on the Genius and Tragedy of Hedy Lamarr; This Morning; 13.08.2018

https://www.youtube.com/watch?v=HC_HOh87WWY

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The brilliant mind of Hollywood legend Hedy Lamarr; PBS NewsHour; 10.03.2018

https://www.youtube.com/watch?v=_rlXHNeQD-s

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Eric Goldman's Jewish Cinematheque: Hedy Lamarr; JBS; 16.01.2018

https://www.youtube.com/watch?v=0TqBoua3Rng

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Zitat:

 

1: The brilliant mind of Hollywood legend Hedy Lamarr; PBS NewsHour; 10.03.2018; Min.: 7:05 – 7:14

https://www.youtube.com/watch?v=_rlXHNeQD-s

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