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Vor einigen Wochen haben wir euch hier einen aufsteigenden Stern am Kompositionshimmel vorgestellt, Alma Deutscher. Solltest du diesen Artikel übersehen haben, dann klick einfach auf diesen Link: https://www.khamodesign.com/2020/01/15/wicked-women-wednesday-alma-deutscher/
Wo wir uns nun schon einmal in dieser Theateratmosphäre bewegen, bleiben wir doch noch ein wenig da. Allerdings werfen wir einen Blick auf das andere Ende des Spektrums, denn die Person unseres heutigen Interesses ist ein deutscher Schauspieler und Autor unserer Zeit. Gestatten, Friedrich-Karl Praetorius, Schauspieler des Jahres 1978, gewählt von der Fachzeitschrift „Theater Heute“.
Damals, 1952
Hamburg erholte sich nach dem Ende des 2. Weltkrieges 1945 nur allmählich. Die Stadt, die widerstandslos an die Briten übergeben wurde, war ebenso Opfer zahlreicher Bombenangriffe geworden, wie der Rest Deutschlands. Wohnraum war begrenzt, wo ehemals Häuser gestanden hatten klaffte nun Leere, hässlich wie Zahnlücken in einem Gebiss. Inmitten der dort aus dem Boden gestampften Backsteinbauten der SAGA und überlebenden Jugendstilhäusern wurde 1952 Friedrich-Karl Praetorius als viertes Kind einer Kinderbuchautorin und Theaterkritikerin und einem Offizier geboren.
Die Theateraffinität seiner Mutter mag mit ein Grund gewesen sein, weshalb er die Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Hamburg beehrte und 1971 mit Diplom abschloss.
(K)Ein Zadekschauspieler
Ob man Fritz Praetorius als Senkrechtstarter bezeichnen kann, ist jedem Betrachter selbst überlassen. Fakt ist aber, dass Peter Zadek, einer der prägendsten und berühmtesten Regisseure Deutschlands ab der Mitte des 20. Jahrhunderts, ihn fast direkt nach seinem Abschluss an der HfMT für fünf Jahre an das Schauspielhaus Bochum holte, um dort mit ihm zu inszenieren. Es folgten Hamburg, Frankfurt, München, Stuttgart, Wien, Zürich und noch jede Menge Orte zwischendrin.
Die Anfangszeit in Bochum wurde zu einer Vorbereitungszeit für die restlichen Bühnen im deutschsprachigen Raum. War es nun Zadek, der die Schauspieler groß machte, oder umgekehrt? Oder kann es mit dem einen beginnen und mit dem anderen enden? Wenn man nach Praetorius‘ Meinung geht, dann schon.
Die „Judasverlockung“, Verrat und Verführung an einem eigentlich geliebten Meister. So bezeichnete Praetorius die Grube, in der sich all jene Schauspieler wiederfanden, die sich zu sehr als Zadeks Jünger identifizierten. Praetorius‘ Wunsch war das nie. Wer nicht verehrt, kann nicht verraten. So blieb das Verhältnis ausgeglichen, die Beziehung glich nicht einem Meister und seinem Schüler, sondern zwei Meistern, von gegenseitigem Respekt und Reflexion geprägt. Aber wer von den beiden ist dann Gott? Vielleicht gar keiner, oder es sind beide Götter an einem sterbenden Theaterhimmel.
Dieser Theaterhimmel, so schön er ist, wird immer mehr zu einem Ort, wo, nach Praetorius‘ Meinung, nur mehr Kunst zelebriert wird, aber nicht neu geschaffen. Ein Vergehen (?). Diese Aussage ist sich selbst überlassen, aber man kann sich dem Gefühl nicht verweigern, dass er damit an etwas stupst, woran sich die fehlende Theater-Besucherschaft schon lange stößt.
Vielleicht ist das einer der Gründe, weshalb er immer mehr vor der Kamera und immer weniger auf der Bühne steht.
Sein oder Nichtsein
Sein Rezept dagegen? Mit Dreistigkeit kommt man weit. Nicht umsonst haben ihm die Zuschauer bei seiner Verkörperung des Ödipus und des Don Carlos ihr Lachen zugeworfen. Dabei sieht er sich nicht als Interpret dieser Figuren, sondern erschafft sie zu etwas Neuem. Er spielt nicht, er ist. Eine Einstellung, die ihm schon Verbindungen mit Größenwahn und Eitelkeit einbrachten, vielleicht auch manchmal nicht ganz zu Unrecht. Aber wem nützen diese Eigenschaften mehr? Ihm, oder dem Publikum, welches durch sein schonungsloses Spiel beglückt wird?
Das Schauspielerleben ist ein bunter Flickenteppich, das spiegelt sich auch in seinen Büchern und Stücken wider, welche Praetorius über den Suhrkamp-Verlag veröffentlichte. Ohne Gnade, schalkhaft und mit schrägem Humor und Beobachtungen legt er dem Leser die Welt in „Reisetagebuch eines Menschenfeindes“ zu Füßen. Darin werden Charakterzüge, die sich die Betreffenden selbst nicht einmal eingestehen wollen, ans Licht gezerrt, ebenso in seinem „Lebensbericht einer Leiche“, wo sich wahrscheinlich jeder Theaterangestellte wiederfinden wird.
Oft ist es Absurdität, Geschichten wie aus einem surrealen Traum, die er in seinen Theaterstücken präsentiert. Besonders in den Dialogen wird überdeutlich, dass das nichts mehr mit alltäglicher Konversation zu tun hat, sondern den Tiefen eines wissenden und originellen Geistes entsprungen ist.
Dabei begann er bereits mit 40, in der Blüte seines Lebens zu schreiben
Der persönliche Dialog zwischen Praetorius und der Khamodesign Gründerin Sabina Anette Khan ist witzig, skurril und äußerst liebevoll. Fritz hatte vor 8 Jahren einen Unfall, und bereut es zutiefst, seitdem nicht mehr auf der Bühne stehen zu können. Trotzdem ist er noch immer ein fieberhafter Geist, welcher sich fast täglich auf facebook äußert, in philosophischen und poetischen Essays.
Sabina Annette Khan dankt herzlich für diesen Blogeintrag.
Der Artikel wurde geschrieben von Julia Köttritsch, einer Kostümdesign Studentin der HAW Hamburg. Sie ist für den Blog von khamodesign zuständig und bringt euch sowohl in regelmäßigen Abständen starke Frauen im Wicked Women Wednesday und inspirierende Männer für die Men of Today Serie näher, als dass sie auch über die Neuigkeiten von khamodesign berichtet.
Quellen:
Tagesspiegel; Mehr Harn als Hirn; Ruth Fühner; 27.05.1999
https://www.tagesspiegel.de/kultur/mehr-harn-als-hirn/78848.html
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der Spiegel: Der Intendant und der Wahnsinnige; Anke Dürr, Wolfgang Höbel; 26.06.1995
https://www.spiegel.de/spiegel/kulturspiegel/d-9259856.html
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Welt; Ein Zadekschauspieler gibt Auskunft; Monika Nellissen; 25.03.2008
https://www.welt.de/kultur/article1833507/Ein-Zadekschauspieler-gibt-Auskunft.html
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Renaissance Theater Berlin; Friedrich-Karl Praetorius; Autor unbekannt; April 2000
http://www.renaissance-theater.de/archiv.php?mode=&cat=Portr%C3%A4t&id=273&pos=
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Zeit; Von dreistem Charme; Lorenz Tomerius; 17.06.1994
https://www.zeit.de/1994/25/von-dreistem-charme
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Munzinger; Friedrich-Karl Praetorius; Autor unbekannt; 16.07.2001
https://www.munzinger.de/search/portrait/Friedrich+Karl+Praetorius/0/23667.html
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Hamburger Geschichtsbuch; Nachkriegszeit und Fünfziger Jahre; Autor unbekannt; Datum unbekannt
https://geschichtsbuch.hamburg.de/epochen/nachkriegszeit/
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Wikipedia; Friedrich-Karl Praetorius; Autor unbekannt; Datum unbekannt
https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich-Karl_Praetorius
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