Lou Andreas-Salomé, Lebensrückblick: Grundriss einiger Lebenserinnerungen
Das 20. Jahrhundert bedeutete einen Wendepunkt in der westlichen Welt. Zwei Weltkriege, neue Einstellungen der Gesellschaft gegenüber und eine neue Offenheit veränderten Europa hin zu dem Kontinent, als den wir ihn heute kennen. Nicht ganz unbeteiligt daran waren zuletzt große Denker, Schriftsteller und Künstler wie Sigmund Freud, Nietzsche, Gustav Klimt, Oskar Kokoschka, Rainer Maria Rilke, … Die Liste ist beinahe endlos lang. Doch so unterschiedlich sie auf den ersten Blick auch sein mögen, eines haben fast alle gemeinsam: irgendwo, irgendwann gab es in ihrem Leben mindestens eine Muse, eine Femme Fatale, oft von unterschiedlichsten Meinungen zerrissen aber ein wichtiger Bestandteil in der Arbeit der oben genannten Männer. Nicht selten waren diese Frauen selbst künstlerisch aktiv, standen ihren männlichen Kollegen weder in Intellekt noch in Kunstfertigkeit nach, und doch ist oft nur das Bild der Geliebten in den Köpfen der Leute hängen geblieben. Das werden wir jetzt ändern.
Eines wollen wir allerdings nicht ändern, und das ist deine positive Meinung zu khamo! Wir möchten, dass du dich immer wieder neu für eines unserer Designs entscheidest, weil du hinter unseren drei Grundsätzen stehen kannst. Und natürlich, weil du die Entwürfe cool findest.
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Falls dir diese drei Grundsätze noch nicht bekannt sind, dann schau doch mal hier vorbei:
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Heute spricht eine eher unbekannte Frau. Lou Andreas-Salomé war wohl eine der beeindruckendsten und intelligentesten Damen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Wie eingangs schon erwähnt war das eine Zeit der großen Umbrüche, allerdings nicht nur in Europa allgemein, sondern auch für Lou. Aber lest selbst…
Russland ist nicht genug
Louise von Salomé, 1861 in St. Petersburg geboren, genoss das Privileg einer behüteten und intellektuell angereicherten Kindheit, die Grundlage ihrer späteren Laufbahn als begehrteste und bewundertste Muse und Denkerin sein sollte.
Bereits im Alter von siebzehn Jahren sah sie sich gezwungen, den ersten Heiratsantrag abzulehnen. Diesen hatte sie von Hendrik Gillot, einem protestantischen Pfarrer aus den Niederlanden, erhalten. Er war ihr Privatlehrer, unterrichtete sie in Theologie, Religionsgeschichte, Philosophie, Dogmatismus, Logik, Metaphysik und noch vielen weiteren Fächern. Außerdem lasen sie zusammen wichtige Werke der französischen Literatur und verschiedener Autoren, wie etwa Descartes, Pascal, Schiller, Kant, Schopenhauer, Voltaire und Rousseau, um nur einige zu nennen.
Diese umfassende Bildung ermöglichte es ihr, in Kombination mit ihrer schnellen Auffassungsgabe, in späteren Jahren ihr Gegenüber zu überraschen und selbst zum Nachdenken anzuregen.
Gillot muss sie wohl eben dadurch verzaubert haben, denn er war Willens seine bestehende Ehe aufzulösen und seine Frau und die zwei Kinder zurück zu lassen, nur um mit ihr zusammen sein zu können.
Hier zeigt sich zum ersten Mal Lou Andreas-Salomés emanzipiertes Denken, aber auch ihre Einstellung Männern gegenüber.
Sie war entsetzt über diesen Antrag, und wies ihn rundheraus ab. Mit Gillot verband sie, wie auch mit fast allen Männern nach ihm, eine rein platonische und intellektuelle Verbindung. An Intimitäten innerhalb dieser Beziehungen soll sie wenig bis kein Interesse gehabt haben, vielleicht aus genau jenem Grund, dass sie danach in dem Ansehen der Männer gesunken und nur eine weitere hübsche Muse gewesen wäre, die nach einer intensiven Affäre aber wieder in Vergessenheit geraten sollte. Es kann gut sein, dass sie dies vorausgeahnt und sich auf jene Art und Weise noch interessanter und begehrter gemacht hat, aber gleichzeitig von ihrem Gegenüber ernster genommen wurde, da von Anfang an klar war, dass sie niemandes Geliebte war.
Obwohl Lou Gillots Atrag ablehnte, blieben die beiden befreundet und unternahmen Reisen zusammen.
Als Lous Vater starb, zog sie mit ihrer Mutter nach Zürich, um dort ihren unbändigen Wissensdurst in einem Studium zu stillen. Sie verausgabte sich beinahe völlig in ihrem Philosophie- und Theologiestudium. Dies und ein Lungenleiden zwangen sie, das Studium aufzugeben und in ein wärmeres Klima umzuziehen. Sie und ihre Mutter übersiedelten nach Rom.
Erste Bekanntschaften
Zu jener Zeit war es Usus, dass intellektuelle Damen einen kleinen Salon betrieben, der Künstler, Philosophen und Gelehrte zusammenbrachte. Man könnte sie also auch „Denkhäuser“ nennen.
Zu einem jener Salons in Rom wurde Lou 1882 eingeladen, der einer bekannten Schriftstellerin, Frauenrechtlerin und Pazifistin gehörte, Malwida von Meysenbug. Sie war zuvor aus Berlin ausgewiesen worden und hatte sich ebenfalls in der italienischen Hauptstadt ein neues Leben aufgebaut.
Hier hatten sich ohne Zweifel die beiden richtigen Damen gefunden und Lou wurde schnell ein fixer Bestandteil jener Gesellschaft.
Zu ihrem Glück verkehrten in ebenjenem Salon einige der bekanntesten Größen jener Zeit, unter anderem Paul Rée und Friedrich Nietzsche. Von beiden wurde sie umworben, von beiden gebeten, sie zu heiraten, beide wurden abgewiesen. Sie wurden allerdings enge Freunde, Lehrer und Gesprächspartner.
Vor allem Nietzsche war völlig von ihr hingerissen. Nicht ohne Grund kann er die Aussage getätigt haben, dass Lou Andreas-Salomé das „intelligenteste aller Weiber“ sei und er ihr „den entzückendsten Traum seines Lebens“ dankte.
Obwohl Lou den Heiratsantrag von Paul Rée abgelehnt hatte, zog sie einige Zeit später mit ihm in eine Wohnung in Berlin, allerdings nur unter der strengen Bedingung, dass ihre Beziehung auch weiterhin rein platonische und geistige bliebe.
Ein interessantes Detail ihres Lebens ist, dass sie sich zu jeder Zeit selbst finanzierte. Sie verdiente ihr Geld durch Artikel, Rezensionen und Romane. So hielt sie es ihr gesamtes Leben lang. Die Freiheit, die sie sich erkämpft und kennen gelernt hatte, war zu kostbar, um sie einfach wieder aufzugeben.
Eine unkonventionelle Ehe
In Berlin erhielt sie ebenfalls Zugang zu den geistig Gelehrten ihrer Zeit und konnte so ihren Intellekt durch regen Austausch immer weiter vergrößern. Hier lernte sie auch ihren späteren Ehemann kennen, den fünfzehn Jahre älteren Orientalisten Friedrich Carl Andreas. Er zeigte sich ebenso fasziniert von ihr wie viele Männer vor ihm und wollte seinen Plan, diese einnehmende junge Frau so bald wie möglich zu heiraten, unter allen Umständen in die Tat umsetzen.
Dazu waren allerdings drastische Maßnahmen notwendig, denn sie stimmte erst zu, als er sich vor ihren Augen in Selbstmordabsicht ein Taschenmesser in die Brust rammte. Eine Erpressung? Vielleicht. Allerdings sollte sich diese 1887, unter wirklich fragwürdigen Bedingungen geschlossene, Ehe als langlebig erweisen. Trotz ihrer Bedingung, dass es in der Ehe zu keinerlei sexuellem Kontakt kommen werde, heiratete Andreas Salomé. Wahrscheinlich hatte er gehofft, dass sie ihre Abneigung gegen den Ehevollzug irgendwann ablegen würde. Dies sollte allerdings nie der Fall sein. Trotzdem hielt die Verbindung bis zu Andreas‘ Tod 1930. Sie adoptierte sogar dessen Kind mit der Haushälterin und setzte sie als Alleinerbin ein.
Friedrich Carl Andreas mag zwar ihr Mann gewesen sein, er war aber vielmehr ein sehr sehr guter Freund Salomés. Liebhaber waren allerdings andere Männer.
„Der Dichter in dir dichtet aus des Menschen Ängsten“
Rainer Maria Rilke wäre nicht der Rainer Maria Rilke den wir heute kennen, hätte er nicht 1896 in München eine bezaubernde, fünfzehn Jahre ältere Frau kennen gelernt, der er schon vor ihrer ersten Bekanntschaft anonyme Briefe zukommen ließ.
Lou Andreas-Salomé beeinflusste ihn wie kaum jemand anders davor oder danach. Nur wegen ihr nannte er sich selbst „Rainer“, anstatt René, wie es sein Geburtsname war. Selbst sein Schriftbild veränderte sich bei einem gemeinsamen Sommeraufenthalt in Wolfratshausen und blieb ihm bis zu seinem Tod erhalten. Dass er sie vergötterte zeigen auch seine apotheotischen Liebesbriefe und Gedichte, die heute in keiner Sammlung fehlen dürfen.
Unumstritten ist die leidenschaftliche Liebesbeziehung der beiden. Leider sollte sie nicht anhalten. Lou war als Frau zu selbstbewusst und zielstrebig und Rilke sowohl in Alter und Lebenserfahrung überlegen, und an Intellekt mindestens ebenbürtig.
Doch sie sah, dass ihre Beziehung zum Scheitern verurteilt war, und dass sie beide als Individuen daran zerbrechen würden. Sie brauchte mehr Stille und Alleinzeit, und so beendete sie die Affäre im Frühjahr von 1901.
Trotzdem blieben sie einander immer eng verbunden, und es steht ohne Zweifel fest, dass erst durch sie aus René Rainer wurde.
Ein Besuch bei Freud
Egal ob man Sigmund Freud nun bewundert, verabscheut oder seine Arbeit einfach nicht versteht, aber wenn selbst er sich vor jemandem verneigt, dann hat er offenbar den Gelehrten unter den Gelehrten gefunden. Und genau das hat er bei Lou Andreas-Salomé getan. Zu seinem 75. Geburtstag schrieb sie, nach einer langen engen Bekanntschaft zu ihm, den offenen Brief „Mein Dank an Freud“. Seine Antwort darauf bestätigt, was alle nun schon von ihr denken müssen: „Es ist gewiss nicht oft vorgekommen, dass ich eine psychoanalytische Arbeit bewundert habe, anstatt sie zu kritisieren. Dass muss ich diesmal tun. Es ist das Schönste, was ich von Ihnen gelesen habe, ein unfreiwilliger Beweis Ihrer Überlegenheit über uns alle.“
Diesen warmen Worten geht eine lange Verbindung der Beiden voraus. Durch einen gemeinsamen Freund wurden sie 1912 einander vorgestellt. Salomé verbrachte daraufhin viel Zeit in Wien, besuchte Freuds Vorlesungen, nahm an seinen Mittwochssitzungen und Samstags-Kollegs teil. Sie wurde Gastrednerin bei dem Psychoanalytischen Kongress in Berlin 1913 und eröffnete zwei Jahre später in ihrem Wohnhaus in Göttingen die erste psychoanalytische Praxis der ganzen Stadt.
Freud war ihr so sehr verbunden, dass er ihr einen der fünf Ringe gab, die seine engsten Bekannten und Freude von ihm erhielten.
Mit den Jahren wurde Lou Andreas-Salomé immer schwächer und musste lange Zeit im Krankenhaus verbringen. 1937 starb sie, zwei Jahre nach ihrem Mann. Auf ihren Wunsch hin wurde sie eingeäschert, allerdings wurde ihre Asche nicht in ihrem Garten bei ihrem Haus in Göttingen verstreut, wie sie es gewollt hatte, sondern neben der ihres Mannes bestattet.
Kurz nach ihrem Tod beschlagnahmte die Gestapo ihre Bibliothek, da sie jüdische Werke enthielt und sie, als Psychoanalytikerin, einer jüdischen Wissenschaft nachgegangen und obendrein eine Bekannte Freuds gewesen war.
Später wurde die Straße nach ihr benannt.
Eines ist klar: So eine Frau ist ein Jahrhundertphänomen. Unzähligen Gelehrten, Wissenschaftlern, Schriftstellern und Philosophen hat sie durch ihren Einfluss auf den richtigen (Gedanken)Weg geholfen, ohne sich oder ihre Prinzipien jemals zu verraten oder fremden Einflüssen und Forderungen zu beugen. Sie hat ihren eigenen Wert niemals herabgesetzt, oder sich selbst entwürdigt. Sie war eine Feministin der anderen Art, erkannte, dass sie auf andere Weise etwas erzielen konnte. Und das hat sie geschafft. Sie hat ein Statement gesetzt, indem sie sie selbst war.
Quellen:
Fembio, „Lou Andreas-Salomé“, Sibylle Duda, Datum unbekannt
http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/lou-andreas-salome/
aufgerufen am 06.09.2019
spiegel online, „Lou Andreas-Salomé; ganz ich selbst“, Verfasser unbekannt, 17.03.1965
https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46169886.html
aufgerufen am 06.09.2019
Medienedition Welsch, "Lou Andreas-Salomé: Erzählerin, Essayistin und Psychoanalytikerin", Verfasser unbekannt, Datum unbekannt
http://www.medienedition.de/index.php?id=119
aufgerufen am 06.09.2019
Eingangszitat nach: S.2
https://www.aphorismen.de/suche?f_autor=7087_Lou+Andreas-Salom%C3%A9&seite=2
aufgerufen am 06.09.2019
Tabularasa, Zeitung für Gesellschaft & Kultur, "Lou Andreas-Salomé und ihre Beziehung zu Friedrich Nietzsche, Rainer Maria Rilke und Sigmund Freud", Herbert Csef, 18.05.2019
aufgerufen am 06.09.2019
Kulturstiftung der Länder, „Lou, liebe Lou“, Ulrich von Bülow, Datum unbekannt
https://www.kulturstiftung.de/lou-liebe-lou/
aufgerufen am 06.09.2019
Context XXI, „Lou Andreas-Salomé“, Liljana Radonic, 03.2003
http://www.contextxxi.at/+-lou-andreas-salome-+.html#cite_note-7
aufgerufen am 06.09.2019
Der Artikel wurde geschrieben von Julia Köttritsch, einer Kostümdesign Studentin der HAW Hamburg. Sie ist für den Blog von khamodesign zuständig und bringt euch sowohl in regelmäßigen Abständen starke Frauen im Wicked Women Wednesday näher, als dass sie auch über die Neuigkeiten von khamodesign berichtet.
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