Hallo und willkommen zurück!
Alle regelmäßigen khamo - Leser*innen die auch wissen, wie ein Kalender funktioniert, haben bestimmt eine Ahnung, was sie heute hier erwartet. Ganz genau! Es ist Wicked Women Wednesday! Starke Frauen, die die Welt verändert haben, lassen hier grüßen! Der heutige, hoffentlich schon heiß ersehnte, Beitrag dreht sich wieder einmal um eine Frau, die als Erste da war. Falls dir Dorothea Christiane Erxleben etwas sagt, dann Bravo!
Aber auch wir wollen Erster sein, und zwar Erster in deiner täglichen Kleiderwahl! Uns geht es nicht unbedingt darum, Fashionistas zu sein, obwohl auch das seinen Reiz hat, sondern darum, dir eine Möglichkeit zu bieten, dich ohne Worte auszudrücken. Ein Freund ist mal wieder richtig down? Sende eine nette Nachricht durch unser "believe in yourself" Shirt! Oder dein Nachbar pöbelt mal wieder gegen deinen grandiosen Musikgeschmack? Zeit für ein Peace-Zeichen auf deinen Klamotten! Und für das Seepferdchen braucht man ja wohl keinen Grund, um es zu tragen, oder? Ich meine, Seepferdchen!
Khamo ist mehr als ein Logo, genauso wie Du für uns mehr als ein Kunde bist. Wie möchten gerne eine Community, die sich austauscht, die vielleicht auch einmal ohne Worte spricht und einfach nur ihre Kleidung wirken lässt.
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Ihr Anfang als Ärztin
So, jetzt aber! Wicked Women Wednesday, es geht los!
Es ist ja nicht unbekannt, dass viele Kinder den gleichen Karriere Weg einschlagen, wie eines ihrer Elternteile, sei es nun freiwillig oder nicht. Dorothea Christiane Erxleben (geb. Leporin) folgte dem Beispiel ihres Vaters mit großer Begeisterung und noch größerem Talent. Christian Polycarp Leporin war Arzt in Quedlinburg/Harz. Zu dieser Zeit war es üblich und notwendig, dass ein männlicher Nachkomme das Gewerbe des Vaters weiterführte. So erteilte Christian Leporin seinen gleichnamigen Sohn Hausunterricht, und bald stellte sich ein so großes Interesse und Können seiner älteren Schwester Dorothea heraus, dass der Vater sie an dem Unterricht teilhaben ließ. War sie als Kind eher kränklich und von schwacher Natur, so ließ der Unterricht sie aufleben und ab ihrem 16. Lebensjahr nahm ihr Vater sie mit zu Krankenbesuchen, oder ließ sich von ihr in seiner Praxis vertreten.
Auch am sprach- und naturwissenschaftlichen Unterricht, die von anderen Gelehrten geführt wurden, durfte sie teilhaben, ja die Lehrer ermutigten sie sogar, sich noch mehr anzustrengen und unterrichteten sie zusätzlich freiwillig in Latein.
Einer ihrer Mentoren hatte schon zuvor Bekanntschaft mit August Hermann Francke gemacht, einem Theologen, der sich schon früh dafür aussprach, begabte Menschen ungeachtet ihrer Herkunft, Besitz oder Geschlechts zu fördern.
Mit einem Lehrer, Tobias Eckhard, unterhielt sie sogar einen regen lateinischen Briefwechsel. Durch ihn erfuhr sie von der Promotion einer Frau in Bologna, Laura Bassi, und wies sie an, nicht nachzulassen.
Ihr wachsender Wunsch, zusammen mit ihrem Bruder Medizin zu studieren, konnte lange nicht erfüllt werden, da dieser in den Militärdienst berufen wurde und durch unglückliche Umstände der Fahnenflucht bezichtigt wurde, worauf im 18. Jahrhundert das Todesurteil stand.
In einem Schreiben an Friedrich II., den König von Preußen, bat sie um eine Freistellung für ihren Bruder vom Militärdienst und um die Erlaubnis, selbst ebenfalls in Halle studieren zu dürfen. Beides wurde ihr gewährt, doch Erxleben ließ das Studium vorerst ruhen, da sie Johann Christian Erxleben heiratete. Dessen erste Frau war Dorotheas Cousine gewesen, mit welcher sie sehr vertraut war, und so nahm sie sich der fünf hinterbliebenen Kinder nach Ablauf des Trauerjahres an.
Ein langer Weg zum Doktor
Im gleichen Jahr veröffentlichte sie noch unter ihrem Mädchennamen eine Schrift mit dem Namen "Gründliche Untersuchung der Ursachen, die das weibliche Geschlecht vom Studieren abhalten".ii
Was sie vorher nur als persönliche Notizen niedergeschrieben hatte, wurde von ihrem Vater entdeckt und auf seinen Anreiz hin veröffentlicht. Auf 240 Seiten hielt Dorothea zeitgenössische Vorurteile fest, welche gegen Frauenstudien sprachen, und widerlegte diese.
Großen Erfolg schien diese Abhandlung allerdings nicht zu haben. Trotzdem fasziniert es, dass dieses Thema zu Beginn des 18. Jahrhunderts öffentlich diskutiert wurde.
Auch sonst blieb Dorothea nicht untätig. So empfing sie weiter Patienten von ihrem Vater, nahm ihre Verpflichtungen als Mutter, Pfarr- und Hausfrau war, und unterrichtete ihre eigenen Kinder in den Grundlagen der Naturwissenschaften. Dann, 1747, starb Dorotheas geliebter Vater, und sie übernahm dessen Praxis. Denn obwohl sie das ihr zugestandene Studium in Halle nicht angetreten hatte, so besaß sie doch eine umfassende Ausbildung, und langsam, aber sicher erweiterte sich ihr Patientenkreis. Dies wurde von den restlichen Ärzten in Quedlinburg allerdings gar nicht gerne gesehen, deshalb bot der Tod einer Patientin von Erxleben eine willkommene Gelegenheit, diese der Kurpfuscherei zu bezichtigen!
In einem pamphletisch und unprofessionell geschrieben Brief legten ihr drei Ärzte den Tod der verstorbenen Frau zur Last. Diese war am sogenannten Fleckfieber erkrankt, wo selbst noch heute die Sterberate bei 40 Prozent liegt!
Dorothea wurde das Kurieren ihrer Patienten untersagt und musste innerhalb von acht Tagen dazu Stellung nehmen. Ihr Schreiben hob sich angenehm sachlich und objektiv von dem Stil der schriftlichen Anklage ab, sie erklärte sich sogar bereit, sich von ihren Anschuldigern auf ihre medizinischen Fähigkeiten prüfen zu lassen, um ihre Begabung unter Beweis zu stellen!
Dieser Vorschlag wurde von den drei Ärzten allerdings spöttisch ausgeschlagen und Erxleben drei Monate gewährt, um ihre Dissertation einzureichen. Bis dahin wurden ihr alle ärztlichen Tätigkeiten verboten. Da sie aber kurz vor der Entbindung ihres vierten Kindes stand, durfte sie die Frist verschieben.
Zu guter Letzt
Wie zu erwarten war die Verteidigung ihrer Doktorarbeit ein großer Erfolg. Die Prüfer waren so von ihr hingerissen, dass einer von ihnen sich noch einmal öffentlich dazu äußerte, um die Leistungen von Erxleben weithin bekannt zu machen.
Von eben Diesem wurde sie auch zum Doktor der "Arzeneygelahrtheit" erklärt. Zu diesem Zeitpunkt war sie 39 Jahre alt. Acht Jahre später verstarb sie an Brustkrebs. Ihr Sohn Johann Christian Erxleben studiert ebenfalls Medizin und tritt in ihre Fußstapfen als Arzt.
Dorothea Christiane Erxleben hatte einen entscheidenden Vorteil: Ihr Vater war nicht geblendet von den Sitten seiner Zeit, sondern sah in seiner Tochter einen intelligenten wissbegierigen Menschen, der gefördert werden musste, und nicht nur ein weibliches Wesen, das gut verheiratet werden wollte. Nicht nur Dorothea soll hier Respekt gezollt werden, sondern auch allen Männern, die ihr ohne Vorurteile begegneten, sie respektierten und förderten. Ob sie ohne ihn und der Unterstützung ihrer Lehrer auch so weit gekommen wäre? Wir werden es nie wissen. Fest steht allerdings, dass Dorothea Erxleben als erste promovierte Ärztin Deutschlands Geschichte geschrieben hat. Und dass sie eine Wicked Woman war.
Quellen:
iVgl. Verfasser unbekannt, Dissertation Markau, 12.05.2005, aufgerufen am 10.08.2019
https://sundoc.bibliothek.uni-halle.de/diss-online/06/06H090/t4.pdf
iiVgl. Verfasser unbekannt, Dissertation Markau, 12.05.2005, aufgerufen am 10.08.2019
https://sundoc.bibliothek.uni-halle.de/diss-online/06/06H090/t4.pdf
Verfasser unbekannt, Dissertation Markau, 12.05.2005, aufgerufen am 10.08.2019
https://sundoc.bibliothek.uni-halle.de/diss-online/06/06H090/t4.pdf
Verfasserin: Hiltrud Schroeder, "Dorothea Christian Erxleben", 1989, aufgerufen am 10.08.2019
http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/dorothea-christiane-erxleben/
Verfasserin: Lieselotte Buchheim, "Erxleben, Dorothea Christiane geborene Leporin", Datum unbekannt, aufgerufen am 10.08.2019
https://www.deutsche-biographie.de/sfz13693.html#ndbcontent_leben
Verfasserin: Bella Hinke, "Dorothea Christiane Erxleben", Datum unbekannt, aufgerufen am 10.08.2019
http://www.kaiserin.de/dorothea-christiane-erxleben.php
Bild von mainblick auf Pixabay
Der Artikel wurde geschrieben von Julia Köttritsch, einer Kostümdesign Studentin der HAW Hamburg. Sie ist für den Blog von khamodesign zuständig und bringt euch sowohl in regelmäßigen Abständen starke Frauen im Wicked Women Wednesday näher, als dass sie auch über die Neuigkeiten von khamodesign berichtet.
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