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Wicked Women Wednesday - Artemisia Gentileschi

 

 

 

Hallo und willkommen zurück! 

 

Heute ist Wicked Women Wednesday und das bedeutet, dass wir euch heute wieder eine starke und beeindruckende Frau vorstellen. Dabei geht es uns aber vor allem darum zu zeigen, dass sich diese Frauen, aber auch natürlich Männer, nicht in die von der Gesellschaft bestimmten Geschlechterrollen haben stecken lassen. Sie haben einen Fingerabdruck hinterlassen, eine Unterschrift die wir dank ihrer Lebensläufe und Werke betrachten und erfassen können.

Genau dasselbe wünschen wir uns für khamodesign. Auch wir möchten unserer Umwelt einen individuellen "Stempel" aufdrücken und für andere sichtbar machen, was uns wichtig ist. Das machen wir nicht mit fantastischen Ölgemälden oder halsbrecherischen Abenteuern, sondern wir setzen ein visuelles Zeichen, mit unseren khamodesign T-shirts, Beuteln, Kleidern und Hoodies. Davon hast du noch gar nichts gehört? Dann schau dir mal ganz schnell auf Etsy unsere Produktpalette an!

 

 

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Nach unserem furiosen Einstieg in die Materie der ‚Wicked Women‘, wenden wir uns nun der nächsten beeindruckenden Dame zu, die ebenfalls einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat, und zwar Artemisia Gentileschi.

 

Uns allen werden im Laufe unserer Schullaufbahn die wichtigsten Künstler einer jeden Epoche näher gebracht, und gewissen Namen kann man einfach nicht ausweichen. Wer noch nie etwas von Michelangelo Buonarroti, Leonardo da Vinci oder Rembradt gehört hat, dem sei es hier nahegelegt, dem nächsten Kunstmuseum einen Besuch abzustatten.

 

Von allen Kunstepochen sticht eine Periode ganz besonders hervor, und zwar die Zeit der Renaissance und dem Übergang zum Barock. Die Renaissance, die Wiedergeburt der Antike, besticht vor allem durch eine neue Weltanschauung und frisches Gedankengut, welches die Welt nachhaltig prägte.

 

Der Mensch rückt in den Mittelpunkt, die Entdeckung Amerikas durch Christoph Columbus 1492 mischte die Karten der europäischen Vormächte neu und das heliozentrische Weltbild etablierte sich.

Zu dieser spannenden Zeit wurde eine Frau geboren, die als eine der bedeutendsten Malerinnen des Barocks herausstellen sollte, allerdings warf ihr das Leben viele Knüppel zwischen die Beine.

 

 

 

Frühes Leben

 

Falls ihr euch jetzt fragt: „Artemisia Gentileschi? Wer ist das denn?!?“, so sei es euch verziehen. Denn obwohl diese Künstlerin viele weltbekannte Gemälde schuf, so ist ihr Name doch noch nicht im kommerziellen Wortschatz angelangt. Das wollen wir hiermit ändern.

 

Artemisia wurde 1593 in Rom als einzige Tochter des Malers Orazio Gentileschi und dessen Frau Prudentia Montone geboren. Ihre Mutter verstarb allerdings kurze Zeit später an einer weiteren Geburt. 

Während ihrer Kindheit stand sie für ihren Vater und dessen Kollegen Modell und mischte Farben, spannte Leinwände, malte und zeichnete. Ihr Vater erkannte ihr außergewöhnliches Talent, dass sich von dem ihrer drei Brüder abhob, und begann, sie intensiver zu unterrichten. Das Gemälde „Anna und die Alten“ entstand 1610, als Artemisia gerade einmal zarte 17 Jahre alt war. Zu dieser Zeit geschah auch etwas, das ihr ganzes Schaffen beeinflussen sollte.

Ein einschneidendes Erlebnis

 

Ihr Vater bat einen befreundeten Maler, Agostino Tassi, seiner Tochter die Kunst der Perspektive beizubringen. Doch der Künstler nutzte die Situation und das in ihn gesetzte Vertrauen aus, und vergewaltigte die junge Frau. In der Gerichtsakte findet sich folgende Aussage von Artemisia zu dem Vorfall:

 

 

"Als wir an der Tür waren, stieß er mich ins Zimmer und schloss hinter uns zu. Mit einem Schlag auf die Brust warf er mich aufs Bett, dann fuhr er mit seinem Knie zwischen meine Schenkel und stopfte mir mit einem Taschentuch den Mund, damit ich nicht schreien konnte. Jetzt schob er mir die Röcke hoch, was ihm Mühe bereitete, fuhr mit dem zweiten Knie zwischen meine Beine und steckte sein Glied in meine Scham. Dann ließ er meine Hand los und begann zu stoßen. Beim Hineinstecken spürte ich ein starkes Brennen und einen Schmerz. Ich leistete Widerstand, konnte aber keine Hilfe herbeirufen, weil er mir immer noch den Mund zuhielt. Ich zerkratzte sein Gesicht, riss ihm Haare aus und versetzte seinem Glied, bevor er es hineinsteckte, einen so kräftigen Hieb, dass ein Stückchen Fleisch abging. Doch ließ er sich nicht beirren und fuhr mit seinem Treiben fort. Er stieg erst von mir herunter, als er seine Sache erledigt hatte. Als ich frei war, rannte ich zur Tischschublade, nahm ein Messer heraus, stürzte auf Agostino los und schrie: „Mit diesem Messer will ich dich töten, denn du hast mich geschändet!'"

 

 

Aus Angst vor der Schande, die einer unverheirateten Frau, die vor der Ehe ihre Jungfräulichkeit verlor, zu jener Zeit blühte, schwieg Artemisia und hoffte darauf, dass Tossi sie heiraten würde, wie er es ihr angeblich versprochen hatte. Allerdings stellte sich heraus, dass dieser bereits verheiratet war.

Erst Monate nach dem Vorfall vertraute sich Artemisia ihrem Vater an.  Dieser brachte daraufhin einen Gerichtsprozess ins Rollen, der für seine Tochter allerdings mehr Leid als Erleichterung nach sich zog. 

Sie wurde der Prostitution und der Promiskuität beschuldigt, musste unter Folter Aussagen machen und sich vor dem Richter gynäkologischen Untersuchungen unterziehen. Nach acht Monaten endete der Prozess wenig zufriedenstellend, denn Tossi blieb auf freien Fuß, obwohl dies nicht sein erstes Vergehen war. Er war zuvor schon wegen Mord, Blutschande und Raub angeklagt worden. Seine Strafe, das von ihm gewählte Exil, trat er nie an.

 

Ihren Zorn, die Demütigungen und ihren Schmerz verarbeitete Artemisia in ihrem wohl berühmtesten Gemälde, ihrer ersten Version von „Judith enthauptet Holofernes“.

Das Schwert, das Judith mit der rechten Hand führt, hat das Haupt des Holofernes schon fast von seinen Schultern getrennt, mit der Linken presst sie ihn auf das schon blutdurchtränkte Laken. 

Ekel, Abscheu aber auch ein gewisser Grad der Genugtuung liegen auf Judiths Gesicht, ihr Körper wirkt beinahe Geisterhaft durch die dramatische Beleuchtung und dem Spiel aus Licht und Schatten.

Auch die Farbgebung der Kleider ist sicherlich kein Zufall. Judiths Kleid ist blau, welches damals immer in Assoziation mit der heiligen Mutter Maria stand, Gentileschi Aussage ist also klar. Da sie das Schwert in der rechten Hand hält, kann davon ausgegangen werden, dass dies als ein Symbol für „Recht sprechen“ verstanden wird und durch die Farbgebung versetzt sie sich in die Situation der heiligen Mutter Gottes, die als Jungfrau, also unschuldig ein Kind gebar. 

 

 

 

Ihr Aufschwung in der Kunstszene

 

Sehr bald nach dem Ende des Prozesses heiratete Artemisia Pietro Antonio Stiattesi, um ihre öffentliche Sittsamkeit wiederherzustellen. Diese Ehe war sehr wahrscheinlich von ihrem Vater arrangiert worden, da Stiattesi große Schulden bei ihm hatte und ihm diese im Gegenzug erlassen wurden. Trotz allem blieb Artemisias Ruf befleckt, und das junge Paar zog nach Florenz, wo sie sich bald einen Ruf als herausragende Malerin erarbeitete. Ihr Sujet ist klar und fast immer dasselbe: Sie kümmert sich um die Darstellung weiblicher Heldinnen der Bibel oder aus der griechischen Mythologie.

Ihre Gemälde wie „Danae“, „Magdalena“ oder die „Jungfrau, die das Jesuskind stillt“ sprechen Bände.

 

Als erste Frau wurde sie, als Folge ihres Senkrechtstartes in die dortige Kunstszene, in die ‚Accademia dei Disegni‘, die Florentiner Kunstakademie aufgenommen. Sie arbeitete im Auftrag der Familie de‘ Medici, Karl I. und der Großherzogin Christine von Lothringen, zählte Persönlichkeiten wie Galileo Galilei, Michelangelo Buonarroti den Jüngeren, ein Neffe des weltbekannten Bildhauers, und Cristofano Allori zu ihren Vertrauten.

Sie brachte vier Kinder zur Welt, von denen allerdings nur ein Mädchen überlebte. Doch nicht nur ihre Familie wurde dezimiert, es häuften sich Schuldenberge an, die durch ein ausschweifendes Leben, die Malerutensilien und nicht zuletzt durch ihren wenig erfolgreichen Gatten erzeugt wurden.

 

 

 

Ein rastloses Leben

 

Die steigenden Schulden und eine Anzeige wegen Diebstahls führten zur Flucht der Eheleute aus Florenz nach Rom. Artemisias Liebhaber, Francesco Maria Maringhi, der sie bis an ihr Lebensende unterstützte, bewahrte Gentileschis Bilder und Hausrat in seiner Villa auf.

 

 Im Laufe der Zeit trennte Artemisia sich von ihrem Mann, von Maringhi bekam sie eine weitere Tochter. Beide Töchter unterrichtete sie in der Malerei, allerdings ohne nennenswerte Ergebnisse. Deshalb nahm Gentileschi so viele Aufträge an, wie ihr nur möglich war, um für ihre Kinder eine anständige Mitgift zu sparen und sie gut verheiraten zu können. Ihr Plan gelang.

Wenige Zeit später zog es die Künstlerin wieder weiter, sie entschwand nach Venedig, dann, nach dem Ausbruch der Pest, nach Neapel und wurde schließlich von Karl I. nach London gerufen, um ihrem Vater bei einem Auftrag zu helfen. Dieser starb allerdings einige Monate nach ihrer Ankunft, weshalb Artemisia den Auftrag alleine fertigstellte. Für ihre herausragende Arbeit regnete es allerdings nicht wie erwartet Gold, sondern nur schöne Worte.

 

Sie zog zurück nach Neapel, wo sie bis zu ihrem Tod 1654 weiterarbeitete. Ihr Name verbreitete sich über ganz Europa, sie wird in Neapel beigesetzt.

Allerdings geriet ihr Name über die folgenden drei Jahrhunderte in Vergessenheit, manche ihrer Werke wurden Zeitgenossen zugeschrieben, wie etwa van Dyck.

Dann, 1916, fast dreihundert Jahre nach ihrem Tod, grub sich ein italienischer Kunsthistoriker tief in das Thema Artemisia Gentileschi hinein, stöberte ihre Bilder auf, Verglich, beurteilte und kam zu dem Schluss das sie „die einzige Frau Italiens war, die je gewusst hat, was Malerei und Farben sind.“

 

 

 

 

Artemisia Gentileschi war eine starke Frau, die andere starke Frauen porträtierte und ihnen und sich selbst einen Platz in der Kunstwelt gab, der von einem Manne gewählt worden war. Sie erzählt ihre Geschichten aus der Perspektive einer Frau, und dass ist es, was ihre Werke so einzigartig macht. Die Dringlichkeit, die ihre Gemälde und Charaktere auszeichnet, ist atemberaubend. 

Sie war sich durchaus darüber im Klaren, dass sie als Malerin ein Kuriosum im Barock war, und sie sich mit einer ordentlichen Portion Selbstbewusstsein zur Wehr setzten musste. Dass diese Frau sicherlich kein Duck Mäuschen war, lässt sich an ihrer Geschichte erkennen. Sie hatte keine Scheu davor, die Dinge bei ihrem Namen zu nennen, und für alles, an das sie glaubte und das ihr wichtig war, zu kämpfen.

 

Solltest du dir von dieser Wicked Woman nur einen Rat holen wollen, dann sei es dieser: Köpfe deinen Holofernes!

 

 

 

 

 

 

Quellen: 

http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/artemisia-gentileschi/

https://www.daskreativeuniversum.de/artemisia-gentileschi-leben-und-werk/

https://artinwords.de/artemisia-gentileschi/

https://www.emma.de/artikel/artemisia-gentileschi-die-rache-der-kuenstlerin-265919

 

Der Artikel wurde geschrieben von Julia Köttritsch, einer Kostümdesign Studentin der HAW Hamburg. Sie ist für den Blog von khamodesign zuständig und bringt euch sowohl in regelmäßigen Abständen starke Frauen im Wicked Women Wednesday näher, als dass sie auch über die Neuigkeiten von khamodesign berichtet.

 

 

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